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P o s i t i o n Unter doppelter Beobachtung - Berlusconis EuropapolitikVon Roman Maruhn - August 2001 "Die Demokratie erkennt das Recht des Volkes an, einen Fehler zu
machen. Die Italiener haben dieses Recht ausgeübt." So beendet
der Politologe Giovanni Sartori sein Interview mit der Tageszeitung La
Repubblica Anfang Juni. Keine Woche nach dem Wahlsieg Berlusconis am 13. Mai 2001 kündigt
der designierte Wirtschafts- und Finanzminister Giulio Tremonti an, Italien
werde auch nach der EU-Osterweiterung auf der bisherigen Höhe der
EU-Regionalhilfen bestehen. Damit erscheint eine Interessens- oder vielmehr
Blockadeallianz Madrid-Rom möglich. Für die letzte Alternative spricht viel. Berlusconis Wahlsieg war die klare Entscheidung der europabegeisterten Italiener für Wirtschaftskompetenz und freies Unternehmertum. Italiens Wohlstand, besonders der im Norden, ist aber eine klare Folge der EU-Mitgliedschaft und auch der Disziplinierung der Innenpolitik über den Brüsseler Umweg. Die Karte des Europa-Blockierers kann Berlusconi nicht spielen. Für innenpolitische Reformen und Kontroversen braucht er freien Rücken. Zudem ist eine Verweigerungsallianz mit Spanien nicht das strategische Bündnis in Europa, das Roms Einfluss sichern oder gar vergrößern kann. Entwarnung darf dennoch nicht gegeben werden. Italien steht unter doppelter Beobachtung durch seine EU-Partner. Zweifel an der Loyalität der Regierung in Rom gegenüber der EU und ihren Werten sind angebracht. Die Forza Italia ist keine konservativ-christdemokratische Partei und Berlusconi genießt nicht den Ruf eines ehrlichen Berufspolitikers und integren Regierungschefs. Zu sehr könnte er politische Entscheidungen mit seinen unternehmerischen Interessen vermischen. Hinzukommt, dass Italiens Weg nach Kerneuropa steinig war. Die Integrationsschritte Euro und Schengen verliefen problematisch. Schon allein deshalb werden die EU-Partner Rom besondere Aufmerksamkeit zukommen lassen. Der Kommentar erschien in der Europäischen Zeitung 7-8/2001. |