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Eliten, Mobilisierungsmuster und Transitionspfade in SerbienVorabpublikation aus "Südosteuropa", Heft 9-10/2000 ![]() Die Demonstration vom 5.10.2000, die mit der Eroberung des Bundesparlaments den Machtwechsel in Serbien einleitete, zeigte den Exponenten des Miloševic-Regimes, daß es der serbischen Opposition gelungen war, ihre internen Streitigkeiten zu überwinden und weite Kreise der Bevölkerung für sich zu mobilisieren. Nur die Öffnung zur Gesellschaft vermochte das für einen Systemwechsel notwendige Momentum zu erzeugen. Wie weit die entstandene Protestbewegung trägt, wird sich herausstellen, wenn der neugewählte jugoslawische Präsident Vojislav Koštunica und die Führungspersönlichkeiten der Opposition in den nächsten Wochen und Monaten Antworten auf die strukturellen Probleme Serbiens geben müssen. Zu diesen gehören die Sicherung der Energie- und Nahrungsmittelversorgung im kommenden Winter, die Erneuerung der kriegszerstörten Infrastruktur, die (Wieder-) Herstellung der Marktwirtschaft, die Neugestaltung der Beziehungen mit Montenegro sowie mit den "Entitäten" Kosovo, Vojvodina und Republika Srpska. Vor allem die heiklen Themen im Schnittpunkt von serbischem Nationsverständnis und jugoslawisch-serbischer Staatsorganisation bilden Sprengstoff für den Zerfall der Oppositionsallianz und der sie tragenden Massenbewegung, zumal vor dem Hintergrund der bevorstehenden konfliktreichen ökonomischen Transformation und der erneut notwendigen Wahlen zum serbischen Parlament. Das Papier versucht die Optionen zur Bewältigung dieser "strategischen Aufgaben" zu ermitteln. Dazu rekapituliert es zunächst die Wahlergebnisse, analysiert dann die in der serbischen Gesellschaft existierenden Elitengruppen sowie ihre ideologischen und sozialstrukturellen Bindungen, setzt diese zu den möglichen Varianten eines Systemwechsels in Beziehung und versucht schließlich, ihre Lösungsansätze für die zu bewältigenden Aufgaben zu antizipieren. Mobilisierungsmuster und Transitionspfade werden dabei in einer vergleichenden Perspektive betrachtet, die sowohl Erfahrungen der Transformationsforschung als auch der in Südosteuropa erfolgten Systemwechsel einbezieht. |