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Strategie für die Big-bang-Erweiterung?Eine Analyse zu den Fortschrittsberichten der Europäischen Kommission Martin Brusis und Janis Emmanouilidis. C·A·P-Working Paper, München 11/2001
Großgruppe statt Kleingruppe: Das Beitrittsszenario der KommissionDer neue Bericht der Kommission zum Stand der EU-Beitrittsvorbereitung der 13 Kandidatenländer ist mit Spannung erwartet worden, da die Beitrittsverhandlungen in diesem Winter in die Endphase eintreten und mit einer präziseren Festlegung der EU-seitigen Beitrittspolitik gerechnet werden konnte. Für die Gestaltung des Beitrittsprozesses bestehen im Grunde nur zwei Alternativen: Entweder nimmt die Union zunächst eine kleine Spitzengruppe von 4-5 Bewerberländern im Jahr 2004 (2005) auf, die insgesamt bessere Leistungsmerkmale als die übrigen Beitrittsländer aufweisen und für die EU keine gravierenden Strukturprobleme bzw. Kosten verursachen. Auf diesen Erweiterungsschritt könnte dann in kurzem zeitlichen Abstand eine zweite Erweiterungsrunde mit 4-5 Ländern im Jahr 2007 folgen, an der auch Polen teilnähme, mit einem bis dahin deutlich verringerten landwirtschaftlichen Erwerbstätigenanteil. Anfang des nächsten Jahrzehnts könnte dann eine dritte Runde erfolgen, die auch die Länder des westlichen Balkans einschlösse. Die EU könnte so ihre Entscheidungsmechanismen und Politiken schrittweise auf die größere Zahl von Mitgliedstaaten einstellen. Oder die Union nimmt zehn Bewerber im Jahr 2004 (2005) auf, die trotz
fortbestehender Unterschiede so eingestuft werden können, dass sie
Beitrittskriterien erfüllen. Die Vorteile der Erweiterung um eine
so große Gruppe liegen vor allem darin, dass keine neuen Trennlinien
zwischen den ostmitteleuropäischen oder den baltischen Staaten entstehen.
Zudem haben von den drei übriggebliebenen Beitrittskandidaten Bulgarien
und Rumänien sich selbst bereits spätere Beitrittszeitpunkte
gesetzt, und mit der Türkei hat die EU ohnehin noch keine Verhandlungen
aufgenommen. Die vier kleineren Staaten der sogenannten Helsinki-Gruppe
(Beitrittsverhandlungen seit 2000) in die Gruppe der ersten Beitrittsländer
hinzuzunehmen, vergrößert die Problemlast für die EU-15
nicht gravierend, so wüchse die mit den neuen Mitgliedstaaten in
die EU aufzunehmende Bevölkerung nur von 63,2 auf 75 Mio.
Das vorliegende Papier untersucht, wie die Kommission die vom Europäischen Rat in Kopenhagen bestimmten Beitrittskriterien bewertet, die Beitrittsverhandlungen abschließen, die "Big-bang"-Erweiterung finanzieren und noch bestehende Beitrittshindernisse überwinden will. Abschließend wird auf die unbeantworteten Fragen einer großen Erweiterungsrunde hingewiesen. |