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Handelsblatt vom 30.12.1998

Förderprogramme stärker bündeln


Die deutsche Forschungspolitik verzettelt sich in einer zu breit angelegten Förderung. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Centrums für angewandte Politikforschung an der Universität München. Die Politikwissenschaftler fordern daher, nach US-Vorbild klare Ziele zu benennen und international ausgerichtete Projekte zu fördern.
Die Autoren der Studie, Thomas Paulsen und Manuel Fröhlich von den Universitäten München und Jena, haben die Forschungslandschaft in den USA und er Bundesrepublik Deutschland verglichen. Dabei untersuchten sie, wie die staatliche Förderung mit den Universitäten und der Industrie zusammenwirkt, wobei sie vor allem die Bereiche Informations- und Biotechnologie unter die Lupe nahmen. "Auf beiden Fachgebieten ist das amerikanische System unbestritten weltweit führend", erläutert Fröhlich, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Politikwissenschaft der Friedrich-Schiller-Universität Jena, "und daher ein Vorbild, an dem sich der Forschungsstandort Deutschland messen lassen muß."

Aus ihrer Strukturanalyse leiten die Forscher zehn Empfehlungen für eine Reform des deutschen Forschungsfördersystems ab. Wichtigste Forderung an die Politik: Mit Steuergeldern sollen künftig vorrangig Initiativen von internationalem Rang und mit der entsprechenden Ausstrahlung unterstützt werden. Angesichts der klammen Staatskasse sei die Konzentration auf Leitprojekte notwendig. Gefragt sei ein klares Konzept statt der bloßen Reaktion auf eine Flut von Einzelanträgen, betont Fröhlich: "Wir dürfen nicht länger abwarten, was auf der Wiese so wächst, um dann die Gießkanne gleichmäßig über all den Pflänzchen auszuleeren."

Wettbewerb, so Fröhlich, werde die deutsche Forschungslandschaft beleben und ihre Effizienz verbessern. Zuwendungen seien daher gezielt und befristet zu vergeben, und nur in Einzelfällen sollten mit Fördermitteln Institute unterhalten werden: "Der Anteil der Projektförderung muß steigen." Auch Eigeninitiative wollen die Politikwissenschaftler stärker belohnt sehen.
Um das Engagement der Forschungseinrichtungen bei der Einwerbung von Drittmitteln und Sponsorengeldern zu belohnen, könnte der Staat beispielsweise besonders agile Institutionen mit Prämien auszeichnen.

Die Politikwissenschaftler haben bei ihrer Recherche in den USA ein Prinzip entdeckt, das sie auch für Deutschland empfehlen: die sogenannten "matching funds". Sie funktionieren nach einem einfachen Prinzip: Zuschüsse werden nur dann gezahlt, wenn die Wissenschaftler bei ihrem Antrag auf Förderung eines Projektes schon ein gewisses Finanzvolumen mitbringen, beispielsweise durch die Kooperation mit einem Unternehmen.

Darüber hinaus plädieren Paulsen und Fröhlich für die Öffnung europäischer Forschungs- und Wissenschaftssystme: Projekt- und Programmausschreibungen sollten prinzipiell immer EU-weit vorgenommen werden. Sie fordern außerdem eine konsequente Orientierung an der
weltweiten Spitzenforschung. "Das Ziel, Nummer eins in Europa zu werden, birgt mittlerweile die Gefahr, sich auf einem Nebenkriegsschauplatz zu verzetteln und Ressourcen zu verschwenden", mahnt Fröhlich.

An internationalen Großprojekten müsse sich die Bundesrepublik von Anfang an beteiligen. Wenn zum Beispiel das Human Genome Project erst sieben Jahre nach dem Start mit eigenen Mitteln unterstützt wird, dann gehen der deutschen Biotechnologie wichtige Forschungsjahre verloren.

In einem globalen Wissenschaftsverbund sind auch die Forscher selbst mobil. So sei es in den beiden untersuchten Fachgebieten ein durchaus notwendiger Teil der Ausbildung, an der Spitze mitgeforscht zu haben.

Probleme gibt es aber, wenn der Austausch einseitig zur Abwanderung führt. Die Studie fordert daher von der Regierung "Anstrengungen, im Ausland tätige Spitzenforscher wieder in die Bundesrepublik zurückzuholen".

Unternehmer und Wissenschaftler aus aller Welt ließen sich jedoch nur dann anlocken, wenn die Bundesrepublik für die exzellente Qualität der im Lande betriebenen Forschung bekannt sei. Es sei zudem dringend erforderlich, die allgemeinen Rahmenbedingungen für ausländische Forscher in Deutschland zu verbessern. Denn nur eine geregelte Einwanderungspolitik biete hochqualifizierten Nachwuchswissenschaftlern langfristig die Chance zur Integration.


   
           
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