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Handelsblatt vom 30.12.1998 Förderprogramme stärker bündelnDie deutsche Forschungspolitik verzettelt sich in einer zu breit angelegten
Förderung. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Centrums für
angewandte Politikforschung an der Universität München. Die
Politikwissenschaftler fordern daher, nach US-Vorbild klare Ziele zu benennen
und international ausgerichtete Projekte zu fördern. Aus ihrer Strukturanalyse leiten die Forscher zehn Empfehlungen für eine Reform des deutschen Forschungsfördersystems ab. Wichtigste Forderung an die Politik: Mit Steuergeldern sollen künftig vorrangig Initiativen von internationalem Rang und mit der entsprechenden Ausstrahlung unterstützt werden. Angesichts der klammen Staatskasse sei die Konzentration auf Leitprojekte notwendig. Gefragt sei ein klares Konzept statt der bloßen Reaktion auf eine Flut von Einzelanträgen, betont Fröhlich: "Wir dürfen nicht länger abwarten, was auf der Wiese so wächst, um dann die Gießkanne gleichmäßig über all den Pflänzchen auszuleeren." Wettbewerb, so Fröhlich, werde die deutsche Forschungslandschaft
beleben und ihre Effizienz verbessern. Zuwendungen seien daher gezielt
und befristet zu vergeben, und nur in Einzelfällen sollten mit Fördermitteln
Institute unterhalten werden: "Der Anteil der Projektförderung
muß steigen." Auch Eigeninitiative wollen die Politikwissenschaftler
stärker belohnt sehen. Die Politikwissenschaftler haben bei ihrer Recherche in den USA ein Prinzip entdeckt, das sie auch für Deutschland empfehlen: die sogenannten "matching funds". Sie funktionieren nach einem einfachen Prinzip: Zuschüsse werden nur dann gezahlt, wenn die Wissenschaftler bei ihrem Antrag auf Förderung eines Projektes schon ein gewisses Finanzvolumen mitbringen, beispielsweise durch die Kooperation mit einem Unternehmen. Darüber hinaus plädieren Paulsen und Fröhlich für
die Öffnung europäischer Forschungs- und Wissenschaftssystme:
Projekt- und Programmausschreibungen sollten prinzipiell immer EU-weit
vorgenommen werden. Sie fordern außerdem eine konsequente Orientierung
an der An internationalen Großprojekten müsse sich die Bundesrepublik von Anfang an beteiligen. Wenn zum Beispiel das Human Genome Project erst sieben Jahre nach dem Start mit eigenen Mitteln unterstützt wird, dann gehen der deutschen Biotechnologie wichtige Forschungsjahre verloren. In einem globalen Wissenschaftsverbund sind auch die Forscher selbst mobil. So sei es in den beiden untersuchten Fachgebieten ein durchaus notwendiger Teil der Ausbildung, an der Spitze mitgeforscht zu haben. Probleme gibt es aber, wenn der Austausch einseitig zur Abwanderung führt. Die Studie fordert daher von der Regierung "Anstrengungen, im Ausland tätige Spitzenforscher wieder in die Bundesrepublik zurückzuholen". Unternehmer und Wissenschaftler aus aller Welt ließen sich jedoch nur dann anlocken, wenn die Bundesrepublik für die exzellente Qualität der im Lande betriebenen Forschung bekannt sei. Es sei zudem dringend erforderlich, die allgemeinen Rahmenbedingungen für ausländische Forscher in Deutschland zu verbessern. Denn nur eine geregelte Einwanderungspolitik biete hochqualifizierten Nachwuchswissenschaftlern langfristig die Chance zur Integration. |